(Lin)VDR
Fernsehen mit HD-Sat-Recorder unter Linux,
digitales Sat-TV auf DVD archivieren

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Einleitung
Hardware
Hardwareauswahl VDR Nr. 1 (2004)
Hardwareauswahl VDR Nr. 2 (2006) 
digitaler optischer Audioausgang
Hardwareauswahl VDR Nr. 3 (2010) 
Software
Aufbau und Softwareinstallation des VDR Nr. 1 (Dezember 2004)
Aufbau und Softwareinstallation des VDR Nr. 2 (Februar 2006)
Neuinstallation des VDR Nr. 2 (November 2006)
Einige Details und Kleinigkeiten zum VDR

Fazit

WARNUNG



Einleitung
Schon auf meinem ersten Intel-PC (386sx 16MHz) habe ich mit einem Unix-Abkömmling (damals BSD386) herumgespielt, und danach hatte ich immer auf meinem Rechner parallel zum monopolistischen DOS/Windows auch eine Linux-Version installiert. Benutzt hatte ich Linux allerdings kaum. Es fehlte an einer "Killerapplikation", eine Anwendung, für die es sich wirklich lohnt, sich in Linux einzuarbeiten.
Ich glaube, für mich jetzt eine solche "Killerapplikation" gefunden zu haben: komfortables, digitales Satellitenfernsehen (DVB-S).

Vorgeschichte
Die Zeit des Videokassettenrecorders (VCR) neigt sich ihrem Ende entgegen. Wer seinen VCR ablösen will, landet unweigerlich bei DVD-Recordern. Der HiFi/Video-Markt bietet aber nur DVD-Recorder mit analogen Video-Eingängen an. Die Sendeanstalten liefern das Video aber via DVB (digitales Sat- oder Kabelfernsehen bzw. DVB-T) als hervorragend komprimieren MPEG-2-Datenstrom an. Kein DVD-Recorder kann einen MPEG-Datenstrom gleicher Qualität erzeugen, wenn er das analoge Videosignal on-the-fly in MPEG codieren muss. Das vom DVD-Recorder erzeugte File ist doppelt so groß wie das Originalfile, und trotzdem von geringerer Qualität. Wer auf Qualität (und geringe DVD-Rohlingskosten) wert legt, muss also den analogen Umweg vermeiden, und das digitale Signal aufzeichnen.
 

Am 11.9.2001 (konnte ja nur schief gehen) kaufte ich mir einen digitalen Satellitenreceiver mit Festplatte. Ein-einhalb Jahre später, nach 2 Softwareupdates, war das Gerät in der Lage relativ zuverlässig Sendungen aufzunehmen und wiederzugeben. Allerdings bot es keine Möglichkeit, aufgezeichnete Sendungen digital auf den PC zu überspielen, damit eine Archivierung auf DVD möglich wäre. Alle großen Hersteller von Heimelektronik scheinen Angst davor zu haben, die legale Möglichkeit einer digitalen Kopie von TV-Programmen anzubieten.

Anfang 2002 kaufte ich mir eine digitale Satellitenkarte (DVB-S) für meinen PC. Mein Plan war es, digital ausgestrahlte Fernsehprogramme auf der Festplatte aufzuzeichnen, und anschließend auf DVD zu brennen. Nach vielen Anfangsproblemen klappte das dann auch ganz gut, aber einige Probleme blieben ungelöst. Diese Probleme liegen vor allem in der mangelhaft funktionierenden Software der DVB-S-Karte. Da die gleichen Probleme in Internetforen auch von anderen Nutzern geschildert wurden, kann es sich dabei nur um ein Softwareproblem handeln, das vom Kartenhersteller behoben werden muss. Dieser hat aber schon seit über einem Jahr nichts unternommen, um das Problem zu beheben. Ich bin in einer Sackgasse gelandet.

Während meiner Beschäftigung mit  dem Thema DVB-S, habe ich viele interessante Programme ausprobiert. Dabei zeigte sich immer wieder, dass Freeware-Programme zuverlässiger funktionierte als kommerzielle Software. Insbesondere arbeiten die Freeware-Programmierer engagiert an der Verbesserung ihrer Software, und beseitigen Probleme so schnell wie möglich. Kommerzielle Programme werden deutlich schlechter gewartet, schließlich hat der Kunde ja schon bezahlt, und für Bugfixes kann man kein zusätzliches Geld mehr verlangen. Stattdessen wird eine mit neuen Features überladene neue Version an den Kunden verkauft, die neben den alten Problemen natürlich auch neue Probleme mit sich bringt. Aus ökonomischer Sicht kann ich das durchaus verstehen, nur bleibe ich als User dabei auf der Strecke.
 

Deshalb habe ich beschlossen, das Thema DVB-S vollständig neu anzugehen. Von Klaus Schmidinger wurde mit VDR (Linux video disk recorder) eine Linux-Software geschaffen, die meinen Ansprüchen zu entsprechen scheint. So beschloss ich, einen wohnzimmertauglichen PC als Multimediacenter auf Linux-Basis zusammenzustellen.

Warum gerade VDR?
1. VDR ist freie Software, die auf einem freien Betriebssystem (Linux) läuft.
2. Dem Benutzer präsentiert sich VDR wie ein normaler Sat-Receiver und nicht wie ein Computer. Dadurch hat er einen hohen WAF (woman acceptance factor).
3. Für VDR reicht ein Prozessor der 400-MHz-Klasse, dadurch wird wenig Hitze erzeugt, und eine leise Kühlung ist erreichbar.
4. Eine aktive Community entwickelt die einzelnen Bestandteile des VDR ständig weiter, und integriert neue Funktionen.
5. VDR ist in der Lage, digital ausgestrahlte Fernsehprogramme auf der Festplatte aufzuzeichnen, und anschließend auf DVD zu brennen.

Was leistet ein VDR?
- digitaler Sat-TV-Empfang mit Timeshift
- Aufzeichnung des TV-Programms auf Festplatte
- selbständiges Suchen und Aufzeichnen von TV-Sendungen (z.B. entsprechend gewählter Schlüsselworte im Titel der Sendung)
- Brennen von Aufzeichnungen auf DVD (mit DVD-Brenner)
- Wiedergabe von MP-3

Warum kann ein VDR nicht oder nur schlecht/umständlich/langsam...?
- analoger TV-Empfang (nur mit schnellem Prozessor, experimentell)
- Wiedergabe von Fotos (zu langsam)

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Hardware

Ich habe also beschlossen, mit einen HTPC (home theatre personal computer) zu bauen, also einen Multimedia-PC für's Wohnzimmer. Es gibt eine Reihe verschiedener Softwarelösungen für dieses Problem. Meine Wahl fiel (wie oben schon erwähnt) auf VDR unter Linux.

Die Hardware für VDR (Linux video disk recorder) ist ein normaler PC mit digitaler TV-Karte (DVB-S, -C, -T) und TV-Ausgang (benutzt wird der TV-Ausgang der DVB-Karte). Er kann TV-Sendungen auf Festplatte aufzeichnen und über den TV-Ausgang wiedergeben. Über ein DVD-Laufwerk können (unverschlüsselte) DVDs wiedergegeben werden. Er ist also die Kombination eines DVD-Players mit einem digitalen Sat-Receiver mit Festplatte.

Ebenfalls möglich ist die Wiedergabe von Audio-CDs, MP3- u.a.
Der Schwerpunkt liegt aber eindeutig auf DVB-S-Empfang, was sich im unterschiedlichen Bedienkomfort widerspiegelt. Während DVB-Empfang/Aufzeichnung/Wiedergabe flüssig und intuitiv bedient werden kann, wirken z.B. Musik-, Video- und Foto-Wiedergabe wie nachträglich 'angeflanscht', und das sind sie ja auch - als Plugin. Natürlich sind auch die Plugins voll funktionstüchtig, ihre Bedienung weicht aber hin und wieder von der Bedienung des DVB-Teils ab, was das intuitive Bedienen erschwert.

Über ein Netzwerk (LAN oder WLAN) können Video- oder Audiodaten auf andere PCs überspielt, oder von denen bezogen werden. Auch die Programmierung des Timers des VDR ist über das Netzwerk möglich (mit Web-Interface).

Manche VDRs haben einen DVD-Brenner. Sie können zum Schneiden von Aufzeichnungen (Werbung entfernen) und zum Brennen von DVDs benutzt werden.

Mein VDR sollte folgendes können (und kann es inzwischen auch):


Hier beschreibe ich meine Hardwareauswahl.
 
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Software

Eigentlich sollte man ein Linux installieren, sich dann die Quelltexte des originalen VDR herunterladen und compilieren. Für den Anfänger gibt es aber eine viel einfachere Lösung:
Es gibt bootfähige CDs, die auf einem 'jungfräulichen' PC ein minimales Linux  (meist Debian) und einen VDR automatisch einrichten. Es gibt mehrere solche Distributionen, z.B.:


Ich versuchte zunächst die ctVDR-Variante einsetzen.
CtVDR gibt es inzwischen in der Version 3. Es gibt eine bootfähige CD, die ein Debian-Linux und den VDR installiert.
Später stieg ich auf die LinVDR-Distribution V0.7 (VDR-Version 1.3.17, Linux-Kernel 2.6.9) um.

Neben dem nackten VDR gibt es diverse Erweiterungen als Plugin, von denen in den Distributionen bereits viele enthalten sind. Ich benötige anfangs wenigstens folgende:


Für einen ungeübten Linux-Neuling ist die Installation aber nicht trivial.

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Fazit

Nach anfänglichen Problemen, (die sich letztendlich als ein zu langes Sat-Kabel mit schwachem Signal entpuppten) läuft der VDR stabil.
Er kümmert sich selbständig darum, dass alle Sendungen, die ich für gewöhnlich schaue, auf die Festplatte aufgenommen werden, indem er die EPG-Daten nach Schlagwörtern durchsucht, und entsprechend Timer automatisch stellt.
Das gleichzeitige Aufnehmen von 2 Sendungen ist ist immer möglich. Oft lassen sich auch 4 oder mehr Sendungen gleichzeitig aufzeichnen (das hängt davon ab, auf welchen Transpondern die Sender liegen).
Ich kann aufgezeichnete TV-Sendungen ohne Qualitätsverlust auf DVD brennen.
Der VDR spielt MP-3-Musik von seiner Festplatte und vom Linux-Fileserver ab.
 

Nichts ist perfekt:
Bei der Wiedergabe kommt es gelegentlich (und nur wenn gleichzeitig mehrere Aufnahmen laufen) zu einer leichten Unsynchronität zwischen Bild und Ton, die sich durch Stoppen und Starten der Wiedergabe meist beseitigen lässt.
Das Herausschneiden der Werbung aus Filmen funktioniert gut. Der Werbungsbeginn wird recht präzise gefunden, das Ende der Werbung zumindest grob.
Das Brennen von Filmen auf DVD klappt meistens (ca. jede 50. Aufnahme verweigert sich dem Brennen aus unbekannten Gründen, unter Windows gab es da mehr Probleme).
Ein Einschalten per Fernbedienung ist noch nicht realisiert. (Wäre aber an einem Bastelabend zu schaffen.)
HDTV wird nicht möglich sein, aber das ist in Deutschland von 2010 sowieso kein großes Thema.
DivX-Wiedergabe ruckelt gelegentlich (benutze ich sowieso nicht)
Die Geräuschentwicklung (Lüfter, HD)  ist nach einigem Experimentieren gering, hier bin ich aber noch nicht zufrieden.
 

Wer einen eigenen VDR aufbauen will, sollte vorab die zu verwendende Hardware sehr gründlich planen, um ein leises low-power-System aufzubauen. Dann bleiben einem einige Klimmzüge erspart.
 

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WARNUNG (geschrieben im Herbst 2006)

Ein Festplattenreceiver verändern die Fernsehgewohnheiten seines Benutzers nachhaltig.

1.
Ich schaue kaum noch live TV. Allerhöchstens die Nachrichten erreichen mich in "Echtzeit".  Einmal am Tag schaue ich in die TV-Programmzeitschrift, um Timer für interessante Sendungen zu setzen. Dann schaue ich, welche interessanten Aufzeichnungen sich auf der Festplatte angesammelt haben, und wähle etwas interessantes davon für den Fernsehabend aus. Die meisten Aufzeichnungen wurden durch Autotimer vom VDR selbständig aufgenommen. Meist schaue ich mir den Krimi oder die Serienepisode von Gestern oder Vorgestern an - oder auch von voriger Woche.
Wenn ich mir eine Sendung vom gleichen Tag anschaue, dann tue ich das mit mindestens 30 Minuten Zeitversatz. Dadurch kann ich die Werbung überspringen.

2.
Mich hat seit Jahren keine TV-Werbung mehr erreicht. Das wirkt sich auf meine Kaufverhalten aus. Bekannte von mir kaufen Dinge, deren Sinn sich mir nicht erschließt. Durch Werbung wurde bei ihnen aber offensichtlich ein Bedürfnis für diese Dinge geschaffen.

Von Werbung unbeeinflusst beurteile ich den Gebrauchswert von Waren anders als viele Menschen meiner Umgebung. Ich habe das deutlich bemerkt, als ich versuchte einen neuen AV-Verstärker oder ein neues Auto für mich zu finden. Ich überlegte zuerst, welche Eigenschaften ein neues Produkt haben sollte, damit es meinen Bedürfnissen entspricht.  Dann versuche ich soetwas im Einzelhandel zu finden. Damit treibe ich regelmäßig Verkäufer zur Verzweiflung.
Der normale Werbekunde lässt sich von der Werbung sagen, was er braucht, und dann kauft er auch genau das, was beim Händler schon für ihn bereitsteht. Diese Menschen haben es einfacher!

 

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Autor: sprut
erstellt: xx.12.2004
letzte Änderung: 15.11.2006