Kabel

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Einleitung
Grundlagen
Mach es wie die Profis
analoge Audiokabel
analoge Videokabel
digitale Audiokabel
digitale Videokabel (HDMI)
Lautsprecherkabel Netzkabel

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Einleitung

In kaum einem Bereich der Audiowelt gibt es meiner persönlichen Meinung nach ein so krasses Missverhältnis zwischen Mehr-Preis und Mehr-Klang, wie im Bereich der Verkabelung.

Was bekommt man für den höheren Preis? Bis zu einem gewissen Preisniveau gilt: "You get what you payed." Für den höheren Preis gibt es wirklich eine bessere Qualität.
Jenseits dieses Preisniveaus, bietet das teurere Kabel aber keinerlei nachvollziehbaren Vorteil mehr. Wie um das zu kaschieren, explodieren gerade in diesem Sektor die Preise. Der Kunde soll wohl glauben: "Bei einem zehnfachen Preis muss es ja wenigstens ein bisschen besser sein."

Ist das Betrug? Nein! Die superteuren Kabel werden mit großem Aufwand in kleinen Stückzahlen hergestellt. Die hohen Verkaufspreise stehen in korrekter Relation zu den Herstellungskosten. Insofern bekommt der Kunde ein gutes Stück hochwertiger Handwerkskunst. Nur stehen die Preise nicht mehr in Relation zur Klangqualität.

Wer anstelle eines "einfachen" Porsche (50000 €) lieber einen in Kleinserie in eine Manufaktur zusammengeschraubten Sportwagen zum Preis von 500000 € erwirbt, erhält auch nicht den 10-fachen Nutzwert. Wahrscheinlich ist der Exot weder im Bereich Zuverlässigkeit noch im Bereich Fahrverhalten mit dem Porsche gleichwertig. Man erwirbt lediglich Exklusivität. Die lässt sich beim Sportwagen aber viel besser repräsentieren, als beim Edelkabel, das hinter der Audioanlage versteckt liegt.

Das Problem des echten HiFi-Liebhabers (also nicht des esoterisch veranlagten High-End-Fans) ist es nun, genau zu wissen, bis zu welchem Preisniveau das Kabel die Klangqualität positiv beeinflussen kann. Sehen wir uns mal ein paar Kabeltypen an.

Neben den Signalqualitäten gibt es aber noch andere Merkmale, die einen Aufpreis wert sein können. Ein Kabel hat nicht nur elektrische sondern auch mechanische Eigenschaften. So ist es gar nicht so einfach, dicke Kabel (HDMI, SCART, ...) so flexibel zu gestalten, dass sie sich überall leicht verlegen lassen. Wenn man ein flexibleres Kabel haben möchte, kostet das natürlich auch mehr.
 

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Mach es wie die Profis

Bevor man sich tiefere Gedanken um Kabel macht, kann es ganz lehrreich sein, sich mal ein hochwertiges Audiogerät von innen  anzuschauen. In der Praxis dürfen das natürlich nur Leute tun, die die nötige Ausbildung und Erfahrung besitzen. Elektrischer Strom ist immer noch tödlich.

Öffnet man einen teuren Lautsprecher (oft lassen sich die großen Chassis recht einfach herausschrauben) stellt man fest, das die Boxenverkabelung aus normaler 0,75 mm2-Litze und 6,3-mm-Kabelschuhen besteht.
Noch toller sieht es in hochwertigen Verstärkern aus. Audiosignale werden per Flachbandkabel quer durch den Verstärker geleitet (warum auch nicht, auf den Platinen sind die Leiterbahnen ja auch nicht geschirmt), und vom Verstärkerausgang laufen fipselige Drähtchen zu den massiven Lautsprecherschraubklemmen.
Ich rede hier nicht von noname-Geräten aus dem Baumarkt, sondern von den bekannten HIFI-Marken, deren Geräten bei Tests immer sehr gute Qualitäten bescheinigt werden. Die hier verwendete Verkabelung scheint völlig ausreichend zu sein. Lediglich wenige High-End-Marken sind intern solider verkabelt (haben aber auch deutlich solidere Preise).

Wo kommt unsere Musik eigentlich her? Von der CD?
Nein, dort wird sie ja nur gespeichert. Bevor die Musik auf CD gepresst wurde, wurde sie im Studio aufgenommen und abgemischt. Dabei ist sie durch dutzende Meter Kabel und durch hunderte Operationsverstärker gewandert. Kein Bauteil im Studio ist aus dem Baumarkt, aber dort findet man auch nichts, was man heutzutage High-End nennt. Es sind Standard-Kabel in normaler Industriequalität. Welchen Sinn sollte es machen, wenn für die letzten 3 Meter (nun beim Hörer im Wohnzimmer) Kabel verwendet werden, die 10 mal teurer sind? Die Musik müsste doch eigentlich schon im Studio irreparabel beschädigt worden sein. Ist sie aber nicht. Offensichtlich sind sogenannte High-End-Kabel überflüssig.
 

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analoge Audiokabel

Diese Kabel dienen der Verbindung von Tuner/CD-Player und Co. mit dem Audioverstärker. In den meisten Fällen sind es geschirmte Kabel mit Cinch-Steckverbindern. Die Signalquelle (z.B. CD-Player oder Tuner) liefert ein ca. 200mV..300mV großes Signal und hat eine Ausgangsimpedanz von 1..2 kOhm. Der Signalempfänger (z.B. Verstärker) hat eine Eingangsimpedanz von einigen 10 kOhm (meist 47 kOhm). Es handelt sich also um Signale kleiner Spannung an recht hohen Widerständen. Die Ströme im Kabel sind nur wenige Mikroampere groß. Damit drohen zwei Gefahren:

Beide Probleme bekämpft man am effektivsten dadurch, dass man die Kabel nur so kurz wie nötig auslegt. Zum Verkabeln innerhalb eines HiFi-Racks sind 0,5 ... 1 Meter lange Kabel ausreichend.

Bedämpfung
Die Kapazität der schlechtesten 3m langen Billigstrippe aus meiner Wühlkiste beträgt 400 pF, ordentliche Kabel haben unter 100 pF. Dieser "Pseudokondensator" im Kabel versucht das Signal kurzzuschließen, was ihm mit steigender Frequenz immer besser gelingt. Er wirkt wie ein zwischen den beiden Leitern des Kabels liegender Widerstand (der sogenannte kapazitive Blindwiderstand) der mit steigender Frequenz immer kleiner wird und dadurch höhere Frequenzen im Kabel abschwächt, nicht aber tiefere Frequenzen. Den kapazitive Blindwiderstand berechnet man mit

Damit ergeben sich für verschiedene Frequenzen die in der unten stehenden Tabelle aufgeführten Blindwiderstände. Man ist zwar immer weit von einem Kurzschluss des Signals (0 Ohm) entfernt, aber bei 400 pF und 20 kHz wirkt das Kabel schon wie ein 20 kOhm-Widerstand zwischen Signal und Masse. Dieser Widerstand verkleinert das Signal um so stärker, je hochohmiger der nachfolgende Verstärkereingang ist. Für einen Verstärker mit typischem 47 kOhm-Eingangswiderstand der von einer Signalquelle (CD-Player) mit typischem 2 kOhm Ausgangswiderstand gespeist wird ergeben sich die in der Tabelle aufgelisteten Dämpfungen durch die Kabelkapazität. Da nur hohe Frequenzen unter der Kabelkapazität leiden, wird das Tonsignal verfälscht- der Klang wird dumpf.
Man sieht aber, dass die Auswirkung selbst meines schlechtesten Kabels (400pF) allerhöchstens 9% (-0,8 dB) beträgt. Die Unlinearitäten des besten Lautsprechers sind weitaus höher. Ein normales Kabel (100pF) wirkt sich praktisch gar nicht mehr negativ aus (-0,2 dB).
 
Kabelkapazität Frq. = 200 Hz Frq. = 2 kHz Frq. = 20 kHz Kabel-Dämpfung bei 20kHz
(an Ri=47kOhm, Ra=2kOhm)
400 pF 2 MOhm 200 kOhm 20 kOhm 0,91 = -0,8 dB
100 pF 8 MOhm 800 kOhm 80 kOhm 0,97 = -0,2 dB
25 pF 32 MOhm 3,2 MOhm 320 kOhm 0,99 = -0,05 dB

Große Investitionen in "Superkabel" können sich also nicht besonders qualitätssteigernd auswirken. Einige einfache Regel sollte man aber beachten:

Neben einer Kapazität hat ein  Kabel auch noch eine Induktivität. Diese wird für hohe Frequenzen wie ein Reihenwiderstand, und vermindert den Pegel hoher Töne. Auch die Induktivität lässt sich durch ein kurzes Kabel im unkritischen Bereich halten.

Einkoppeln von Signalen
Das Cinch-Kabel kann wie eine Antenne elektrische oder magnetische Felder auffangen und zum Verstärker weiterleiten. Da der Verstärkereingang hochohmig und empfindlich ist, besteht die reale Gefahr, dass die eingekoppelten Signale verstärkt und am Lautsprecher ausgegeben  werden. Hier hilft nur eine gute Schirmung oder eine symmetrisches Kabel. Im Profibereich erfreuen sich symmetrische Kabel mit XLR-Stecker großer Beliebtheit. Der Privatanwender muss in der Regel aber mit geschirmten koaxialen Kabeln leben. Dabei wird die Signalleitung von einem mit Massepotential verbundenen Metallgeflecht umgeben. Die Qualität (Dichtheit) dieser Schirmung entscheidet darüber, ob externe Signale eingekoppelt werden können.
Gute Schirmung kostet Geld, aber die oben erwähnten Kabel für 5 €/m besitzen eine gute Schirmung.

Mit Kupfergeflecht und Alufolie lassen sich aber nur elektrische Felder und elektromagnetische Wellen abschirmen. Magnetische Wechselfelder durchdringen diese Schirmung, und könnten im Kabel Ströme induzieren. Deshalb sollte man Cinch-Kabel nicht parallel zu Lautsprecherkabeln oder Netzkabeln in einem Kabelbaum verlegen.

Resultat:
Die mit den Geräten gelieferten "Beipackstrippen" sind brauchbar, aber nicht ideal. Möglichst kurze höherwertigere Kabel für ca. 5 €/m vermeiden Höhenverluste im Signal.
Alle darüberhinausgehenden Kabelkonstruktionen bieten meiner Meinung nach keinen nachvollziehbare Verbesserung des Klangs.
 

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analoge Videokabel

Die für Audiokabel angesprochene Problematik trifft für Videokabel auch zu, nur in weit höherem Maße. Das Videosignal enthält Frequenzen von bis zu 7 MHz (SVHS). Dadurch wirken sich  sowohl die Kapazität (C) wie auch die Induktivität (L) des Kabels aus. Während die Kapazität die hohen Frequenzen bedämpft, schwächt die Induktivität die niedrigen Frequenzen. Beide Effekte bekämpfen sich also. Mit steigender Kabellänge wachsen sowohl die Kapazität wie auch die Induktivität proportional an. Ihr Verhältnis ist also unabhängig von der Länge konstant, und hängt nur vom Kabeltyp ab. Natürlich trifft das auch auf  die Wurzel dieses Verhältnisses zu, und diese Wurzel ist der Wellenwiderstand (Z) des Kabels (auch Impedanz genannt), und wird in Ohm angegeben.

Videoquellen und Videoeingänge sind für Kabel mit einer ganz bestimmten Impedanz (75 Ohm) ausgelegt. Das normalerweise verwendete Kabel ist der Koaxialkabeltyp RG-59.

Je länger das Kabel ist, desto schwächer wird das Videosignal im Kabel. Die Verluste betragen etwa 0,3 dB pro 10m (das sind etwa 4%), sie sind also für wohnzimmerübliche Längen vertretbar. Wer einen Beamer betreibt, der sollte auf die Qualität des Beamer-Kabels großes Augenmerk legen, da dieses Kabel besonders lang ist.

Der Signalpegel im Videokabel beträgt 1Vp-p (das bedeutet, dass zwischen positivem und negativem Spitzenwert 1 V Differenz liegt), er ist also recht klein und damit empfindlich für Einstrahlungen. Eine gute Schirmung ist auch hier unerlässlich, wenn das Kabel länger ist, und in der Nähe anderer Kabel verläuft.

1 Vp-p an 75 Ohm gilt für Composite Video sowie den Y-Kanal (luminance) von S-video und Component Video.
RGB-Signale sowie Pb und Pr von Component Video haben 0,7 Vp-p an 75 Ohm.
Der C-Kanal (crominance) von S-Video hat 0,3 Vp-p an 75 Ohm. (0,286 Vp-p)

Resultat
Es muss ein 75-Ohm-Kabel (5 €/m) mit guter Schirmung verwendet werden. "Beipackstrippen" sind nur für kurze Verbindungen brauchbar.

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digitale Audiokabel

Digitale Audioquellen (CD-Player, DVD-Player, DVB-Receiver) können den Ton oft über ein digitales Kabel an den Verstärker liefern. Die Wandlung in ein analoges Signal erfolgt dann erst im Verstärker. Das ist von Vorteil, wenn der AD-Wandler des Verstärkers höherwertiger ist (oder wenigstens gleichwertig), als der Wandlerbaustein des CD/DVD-Players. Alle Audiosignale werden hier über ein einzelnes elektrisches oder optisches Kabel transportiert.
Der elektrische Anschluss verwendet ein koaxiales (geschirmtes) Kabel mit Cinch-Steckverbindern. Die optische Variante benutzt einen Lichtwellenleiter (LWL) mit TOS-Link-Steckverbindern (meistens 2,2 mm / manchmal 3,5 mm / selten 5 mm).

In  der digitalen Welt gibt es nur die beiden Zustände "1" und "0". Im elektrischen Digitalkabel heißt das "Spannung da" und "Spannung weg", im optischen  Digitalkabel "Licht da" und "Licht weg". Wie hoch genau die Spannung ist und wie hell genau das Licht ist, spielt keine Rolle. Damit werden viele analoge Kabelprobleme bedeutungslos. Optische Kabel kennen kein Einkoppeln oder Übersprechen von/zu benachbarten Kabeln, und in den digitalen Signalen ist das  analoge Rauschen wirkungslos.

Resultat
Folglich ist jedes Kabel geeignet, solange das Signal nur den Verstärker erreicht. Für ein optisches Kabel braucht man deshalb nur etwa 2 €/m auszugeben. Für eine elektrische Verbindung muss ein 75-Ohm-Kabel verwendet werden, es  eignet sich also ein Videokabel. (5 €/m)
Da das Kabel das Signal nicht verfälschen kann, kann ein teureres Kabel auch keinerlei Vorteile bieten.

An den meisten modernen Geräten werden heute optische Ein- und Ausgänge bevorzugt. Auch wenn dafür 2 zusätzliche Signalwandlungen (elektrisch zu optisch und dann wieder optisch zu elektrisch) nötig sind, bieten sie eine bessere Störfestigkeit. Außerdem helfen Sie Masseschleifen (Brummschleifen) zu vermeiden (siehe Mantelstromfilter).

Der elektrische Eingang benötigt 0,5 Vp-p an 75 Ohm.
Der optische Eingang benötigt -21 .. -15 dBm bei einer Lichtwellenlänge von 660 nm (± 30 nm). (rot)
 

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digitale Videokabel

Was für das elektrische digitale Audiokabel gesagt wurde, das gilt auch hier.

Digitale Videokabel (HDMI-Kabel) übertragen einen unkomprimierten, verschlüsselten Datenstrom. Wenn einige "Tester" bei preiswerten Kabeln Bildveränderungen wie Doppelkonturen u.ä. entdeckt haben wollen, dann müsste das Billigkabel in der Lage sein, den Datenstrom zu entschlüsseln, danach zu verändern und wieder zu verschlüsseln. Die NSA würde für die Technologie dieser Supercomputerkabel Millionen bezahlen. Das ist also Blödsinn.

Das Kabel muss nur in der Lage sein den Datenstrom zu übertragen, ohne dass Bits verloren gehen (z.B. durch zu starke Dämpfung oder Reflektionen im Kabel). Gelingt das dem Kabel nicht, dann gibt es keine kleinen Bildunreinheiten, sondern das Signal kann nicht mehr korrekt entschlüsselt werden. In diesem Fall gibt es große Bildfehler bzw.  Bildaussetzer. Die erkennt auch jeder Laie. Wenn das Bild also keine groben Aussetzer oder grobe Fehler enthält, dann ist das Kabel ausreichend, und kein noch so teures Kabel könnte das Bild noch verbessern.

Es soll aber keinesfalls verschwiegen werden, dass die Anforderungen z.B. an ein HDMI-Kabel enorm sind. Kurze Kabel (1 .. 2 Meter) lassen sich noch recht preiswert herstellen. Kabel, die etliche Meter lang sind, sind aber eine technische Herausforderung. Sehr schnell kann die Signaldämpfung im Kabel zu groß werden, um die Information noch exakt zu empfangen. Deshalb sind lange HDMI-Kabel auch recht teuer. Das trifft besonders die Nutzer von Projektoren hart, da der Projektor in der Regel etliche Meter von der Signalquelle entfernt montiert wird.

Resultat
Da das Kabel das Signal nicht verfälschen kann, kann ein teureres Kabel auch keinerlei Vorteile bieten.
 

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Lautsprecherkabel

Lautsprecherkabel verbinden den Verstärkerausgang (Hochpegel: je nach Leistung bis zu 40 V) mit den Lautsprechern. Da die Lautsprecher sehr niederohmig sind (meist 4..8 Ohm) hat auch der Verstärker einen sehr kleinen Ausgangswiderstand. Das hat den erfreulichen Effekt, dass sich Kapazitäten und Induktivitäten des Kabel noch weit weniger (im Klartext: fast gar nicht) auswirken können als beim Cinchkabel, das den Verstärker speist.

Da ein Lautsprecher einen sehr niederohmigen Eingang hat, und sehr große Ansteuerspannungen benötigt, besteht auch keine Gefahr, dass vom Lautsprecherkabel Störsignale aufgefangen werden. Aus diesem Gesichtspunkt heraus ist eine Schirmung des Kabels nicht nötig.
 

Widerstand
Bei hohen Lautstärken treten zwischen den beiden Adern  des Kabel einige 10 V Spannung auf (Hochpegel) und die Ströme im Kabel erreichen einige Ampere. Auch sind die Lautsprecherkabel in der Regel deutlich länger als die Cinch-Kabel. Das führt zu einem anderen Problem. Der elektrische ohmsche Widerstand des Kabels kann nicht mehr vernachlässigt werden. Der Widerstand hängt von Querschnitt (A in mm2) und Länge (l in m) des Kabels ab, und kann für ein zweiadriges Lautsprecherkabel wie folgt berechnet werden:

Ein 5 m langes Kabel mit einem Querschnitt von 0,75 mm2 hat einen Widerstand von 0,3 Ohm. Damit vernichtet es 4% ... 10% der Vom Verstärker abgegebenen Leistung, die somit nicht mehr am Lautsprecher ankommt. Man kann dieses Problem durch dickere Kabel entschärfen, wichtiger ist aber, dass die Kabel zu den beiden Stereolautsprechern gleich lang sind, dann sind auf beiden Seiten auch die Verluste identisch.
Diese Widerstandsverluste betreffen glücklicherweise das gesamte Frequenzspektrum - sie sind linear. (Was man vom Widerstand des Lautsprechers nicht sagen kann.) Aus diesem Grunde braucht man den Widerstand des Kabels auch nicht völlig zu eliminieren. Es kommt nur darauf an, den Widerstand nicht zu groß werden zu lassen, und alle Lautsprecher über den gleichen Kabel-Widerstand (also Kabel identischer Länge und identischen Querschnitts) zu speisen. Kabelquerschnitte im Bereich von 0,75 .. 2,5 mm2 sind ausreichend, wobei die dickeren Kabel nur nötig sind, wenn hohe Leistungen über viele Meter an niederohmige Lautsprecher (4 Ohm) geliefert werden müssen. Große Boxen (für große Bassleistung) benötigen folglich dickere Kabel, während kleine Regalboxen (wenig Bassleistung) mit dünneren Kabeln auskommen.
Durch den Skineffekt kann es zu einem frequenzabhängigen Widerstand des Lautsprecherkabels kommen. Der Skineffekt tritt aber im Audiobereich nur bei Leitungen mit deutlich mehr als 1mm Durchmesser auf (> 0,75 mm2). Dickere Kabel haben generell einen so kleinen Widerstand, dass dessen minimale Vergrößerung durch den Skineffekt keine Rolle mehr spielt.
 

Induktivität
Jedes Kabel hat eine Induktivität (wie eine Spule) die höhere Frequenzen im Vergleich zu niedrigen Frequenzen bedämpft. Diese Effekt kann bei Kabeln hoher Induktivität schon im hörbaren Frequenzbereich auftreten. Lautsprecherkabel mit einigen µH können höhere Frequenzen um bis zu 0,1 dB abschwächen. Hörbar ist das eigentlich nicht. Man sollte die Lautsprecherkabel aber sicherheitshalber nicht zu lang  auslegen, da die Induktivität mit der Kabellänge linear ansteigt.
Ist das Kabel deutlich länger als nötig, dann sollte die überflüssige Länge nicht zu einem Ring aufgewickelt werden, da Induktivität einer solchen "Luftspule" mit dem Quadrat der Windungszahl schnell ansteigt..

Die Induktivität lässt sich minimieren, wenn die beiden Leiter eines Lautsprecherkabels möglichst dicht beieinander verlaufen. Vor einigen Jahren war es in Mode 40-poliges Computerflachbandkabel als Lautsprecherkabel zu verwenden, wobei alle geradzahligen Adern an einem Lautsprecherpol angeschlossen werden und alle ungeradzahligen an den anderen. Ein solches Kabel lässt sich nicht nur gut unter dem Teppich verstecken, es hat auch eine vergleichsweise kleine Induktivität, was dem Klang zu Gute kommt.

Die (verglichen mit den Cinch-Kabeln) starken Ströme in den Lautsprecherkabeln führen zu (im Vergleich großen) magnetischen Feldern um die Kabel, und die relativ hohen Spannungen zwischen den beiden Adern des Kabels führen auch zu (im Vergleich großen) elektrischen Feldern. Damit stellen die Lautsprecherkabel eine mögliche Strahlungsquelle dar, die auf empfindliche Cinch-Kabel einwirken kann. Es gibt aber in der Praxis kaum einen Anlass, die Lautsprecherkabel über eine größere Strecke parallel mit Cinch-Kabeln in einem Kabelbaum zu verlegen. Deshalb ist die Gefahr des Übersprechens bei durchdachter Kabelverlegung gebannt.

Zum Anschluss an Verstärker und Lautsprecher sind dort einfache Klemmen oder Schraubklemmen mit Bananenbuchen eingebaut. All diese Verbindungen sind ausreichend. Man kann bedenkenlos die abisolierte und verdrillte Ader des Kabels festklemmen. Teure Verstärker haben Schraubklemmen (oft mit mit Bananenbuchsen). Oft werden Kabelschuhe für Schraubklemmen oder Bananenstecker für die Bananenbuchsen angeboten. Technisch sehe ich keine Notwendigkeit für Kabelschuhe oder Bananenstecker, Sie erfordern lediglich eine zusätzliche überflüssige elektrische Verbindung (gelötet oder gequetscht) und sind damit ein möglicher Verlustfaktor im Kabel. Wer aber gelegentlich sein Wohnzimmer umbauen möchte, wird Bananenstecker an den Lautsprecherkabeln schnell zu schätzen wissen. Im Lieferzustand sind die Bananenbuchsen von Lautsprechern und Verstärkern übrigens durch Plastikstöpsel blockiert, die man aber leicht herausziehen kann.

Resultat:
Gut geeignet ist normales einfaches Lautsprecherkabel mit einem Querschnitt im Bereich von 0,75 ... 2,5 mm2. (0,35 €/m ... 0,75 €/m) Große Standboxen benötigen dickere Kabel als kleine Regalboxen.
Die Kabel sollten nicht mit Cinch-Kabeln in einem Kabelbaum verlegt werden. Beide Stereolautsprecher sind mit Kabeln gleichen Typs und gleicher Länge anzuschließen.

Man benötigt keine teuren Spezialkabel, geschirmte Kabel oder Kabel mit Kabelschuhen oder Bananensteckern. Es gibt keine Supermaterialien für Lautsprecherkabel. Laufzeitfehler sind ein Mythos.

Bi-Wiring

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Netzkabel

Nachdem viele Leute Unmengen Geld für teuerste Audio- und Lautsprecherkabel ausgegeben haben, sucht die Industrie nach neuen Absatzmärkten. Der Fokus fiel auf das Netzkabel. Danach kam die Verteilersteckdose, und nun kann man schon "Audio"-Sicherungen erwerben, die man anstelle der normalen Sicherungen in den Haus-Sicherungskasten schrauben soll. Da man aber die Überlandleitungen der Energieversorger nicht vergolden wird, kommt demnächst vielleicht das "Audio"-Stromaggregat für den Hausgebrauch.

Ich gebe zu, dass eine billige Netzstrippe am teuren HiFi-Verstärker nicht besonders edel aussieht, aber auch die billigste Strippe ist eigentlich schon viel zu gut. Zwischen dem Netzkabel und der eigentlichen Verstärkerbaugruppe liegend drei filternde/puffernde Baugruppen:

Das Filter wirkt in beide Richtungen, und unterdrückt auch vom Kabel (bzw. der Überlandleitung ;-) ) eventuell eingefangene Fremdsignale. Der Trafo lädt kontinuierlich (eigentlich mit 100 kurzen Pulsen pro Sekunde) die ELKOs nach. und aus den ELKOs wird dann der Verstärker versorgt. Lastspitzen (plötzliche kurze laute Signale) werden vom ELKO abgefangen. Das Netzkabel hat hier keinen Einfluss. Es muss lediglich einen (zum Verstärkerverbrauch verglichen) sich langsam ändernden Strom von bis zu 1 A  (Wirkstrom) liefern.

Und der Schutzleiter? Etwa 99% aller HiFi-Komponenten haben keinen Schutzleiter, sondern sind schutzisoliert konstruiert. (Wenn ein Gerät doch einen Schutzleiter haben sollte, dann können Brummschleifen auftreten. Da der Schutzleiter lt. Vorschrift einen Widerstand <1 Ohm haben muss, kann ein teures Kabel hier kaum etwas verbessern.)

Was ist mit einer Schirmung? Es gibt keinen nachvollziehbaren Grund, schlecht geschirmte Audioleitungen parallel  mit dem Netzkabel in einem Kabelbaum zu verlegen. Also ist auch eine Schirmung des Netzkabels nicht nötig.

Denkbar wäre aber eine kapazitive Kopplung vom Netzanschluss auf die analoge Masse innerhalb einer HiFi-Komponente. Die lässt sich allerdings vom Netzkabel nicht beeinflussen, sondern höchstens von der Polung des Netzsteckers. Aber auch der billigste Netzstecker lässt sich in der Steckdose einfach umdrehen.

Hochfrequente Störungen, die vom Stromnetz eingefangen wurden, können durch das Netzkabel in das Audiogerät gelangen. Spezialanbieter bieten für ein paar hundert Euro Verteilerdosen mit integrierten Filtern an. Von diesen Verteilerdosen sollen dann geschirmte Kabel (100 €/m) zu den Audiogeräten führen, damit auf dem letzten Meter nicht noch mal Störungen eingefangen werden. Dabei ist es viel einfacher, das Filter direkt im Audiogerät zwischen Netzkabel und Transformator einzubauen. Und genau dort befinden sich auch Filter. Damit sind spezielle Filter-Verteilerdosen und geschirmte Netzkabel überflüssig.
 

Eine Frage an den gesunden Menschenverstand:
Warum soll man ein 200 € teures geschirmtes Netzkabel in die 40 € teure Spezial-Wandsteckdose stecken, wenn von da an das Haus mit Elektroinstallationsleitungen vom Typ NYIF-J oder NYM-J zum Preis von ca. 1 €/m verkabelt ist??

Resultat:
Das Standardnetzkabel reicht aus.
 
 

Korrekter Netzanschluss:
Ein Netzstecker hat bekanntlich zwei Pole (eventuell plus Schutzleiteranschluss) und kann in zwei möglichen Positionen in die Steckdose gesteckt werden. Eigentlich sollte es keinen großen Unterschied machen, wie herum der Stecker in die Dose gesteckt wird, aber nicht alle Geräte sind netzseitig völlig symmetrisch aufgebaut. Es lohnt sich, wie folgt vorzugehen:

  1. Alle Verbindungen vom Audiogerät zu anderen Geräten (Audiokabel, Videokabel ...) werden getrennt.
  2. Das Netzkabel des Geräts wird in die Steckdose gesteckt, und das Gerät eingeschaltet. Mit einem Digitalvoltmeter misst man die AC-Spannung zwischen dem Schutzleiter der Stedckdose und einem Massepunkt des Audiogerätes (z.B. Außenanschluss eines Cinch-Steckers).
  3. Man schaltet das Gerät ab, dreht den Netzstecker in der Dose um, und schaltet das Gerät wieder ein.
  4. Man misst wieder die AC-Spannung.
Sollte eine der beiden Messungen eine deutlich kleinere Spannung ergeben, dann ist die zugehörige Orientierung des Netzsteckers die richtige.
 
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Autor: sprut
erstellt: 19.07.2006
letzte Änderung: 04.10.2007