Große Anforderungen werden an den Prozessor vor allem beim Aufzeichnen von analog Video gestellt. Hier muss er den Rohdatenstrom der TV-Capture-Karte von 33 MByte/s auf ein erträgliches Maß reduzieren. Dies muss in Echtzeit erfolgen, und darf sich auf die Qualität der Videobilder nicht zu stark auswirken. Mit einem 1,2 GHz-Duron erhalte ich brauchbare (aber nicht sehr gute) Ergebnisse.
Die zweite Belastungsprobe ist eher eine Belastungsprobe für die Nerven den Nutzers: das Codieren der Filmmaterials in's MPEG-Format und das Filtern von Videomaterial. Hier tut es eigentlich auch ein langsamer Rechner, der rechnet dann aber einen Tag länger.
High-speed Prozessoren entwickeln eine beträchtliche Wärme, wenn sie unter Dauerlast laufen. Manche Kühlkörper/Lüfter-Kombinationen sind eher für den normalen PC-Alltag ausgelegt, in denen der Prozessor nie längere Zeit am Stück mit Vollast läuft. Intel-Prozessoren bremsen sich bei Überhitzung selber ab, AMD-Prozessoren stürzen dagegen bei Überhitzung (im günstigsten Fall) ab. Ein Blick auf die Prozessortemperatur sollte man bei den ersten Dauerrechenmaratons schon mal werfen. Vielleicht ist wirklich ein besserer Kühler/Lüfter angebracht?
In Zeiten, in denen Festplatten unter 40 GByte nicht mehr im Handel sind, ist es kein Problem mehr, Videos auf die Platte zu kopieren. Mann sollte hierzu aber eine eigene (große) Partition vorsehen, die man vor der Video-Aufzeichnung leert oder wenigstens defragmentiert. Dann kann der PC die Daten kontinuierlich schreiben, ohne die Plattenköpfe ständig bewegen zu müssen.
Apropos kontinuierlich. Die meisten Festplatten müssen sich von Zeit zu Zeit rekalibrieren. Durch die Erwärmung der Platte im Betrieb und die damit verbundene Materialausdehnung verschiebt sich die Lage der Spuren in der Festplatte geringfügig. Deshalb prüft die Platte in regelmäßigen Abständen, wo die Spuren exakt liegen. Das kann schon mal 0,5 Sekunden dauern. Während dieser Zeit kann die Platte keine Daten schreiben, passiert das während des Capturens von analogem Videomaterial, kann es zu Aussetzern kommen, weil der Schreib.Cache-Speicher überläuft. Besser ist die Verwendung einer speziellen Videoplatte, die diese Rekalibrierung on-the-fly erledigt. Solche Platten tragen meist ein AVVA in der Bezeichnung.
Die Dauertransferdatenrate von Festplatten wurde in den letzten Jahren erheblich gesteigert, was vor allem auf die kleineren Strukturen auf der Festplatte zurückzuführen ist. Trotzdem sind Dauertransferraten von 33 MByte/s kaum auf Dauer durchzuhalten. Deshalb ist eine Komprimierung während der Echtzeitvideoaufzeichnung zwingend nötig. Da ist aber der Prozessor gefragt.
Bescheidenheit scheint also angebracht zu sein.
Hauppauge WinTV Diese Karte steht hier nur als Beispiel für viele Karten mit Booktree-Chips. Sie eignet sich gut zum Capturen und ist recht preiswert (60 Euro). Die zur Karte gehörende Software beschränkt das Capturen auf VCD-Format. Fremdprogramme capturen mit der Karte aber auch problemlos in höheren Auflösungen (max 720x576). Die Karte benötigt im PC leider 2 IRQs. Der Empfänger der IR-Fernbedienung kann an die Karte angeschlossen werden, und verschwendet somit keinen RS232- oder USB-Port. Die Fernbedienung ist übrigens RC-5 kompatibel. Die Karte lässt sich also auch mit der Fernbedienung des Philips-TV bedienen. (B.z.w. beide stören sich gegenseitig.) Fast alle Capture-Karten benutzen den gleichen Video-capture-Chip: den BT878. Diese uniforme Ausstattung ermöglicht es vielen Programmen von Drittanbietern, auf die Karte zuzugreifen. Da die WinTv einen eigenen Tuner hat, fallen auf der Karte auch die Audiosignale an. Da werden dann auch diese Signale gleich mit auf der Karte digitalisiert. Falls man ein Videosignal einspeist, steht auch eine Audio-in-Buchse für den Ton zur Verfügung. Andere Karten verzichten auf die Audiodigitalisierung, und überlassen diesen Job der Soundkarte. |
Pinnacle PCTV-Sat
Die Pinnacle PCTV-Sat ist zwar eine DVB-S-Karte zum Empfang digitalem
TV, sie besitzt aber auch einen analogen Video-Eingang. Die
Capturesoftware
VirtualDub
erkennt die Karte nicht, aber die Original-Software der Sat-Karte macht
das Capturen einfach. Die speichert
das
aufgenommene Video in MPEG-1 oder MPEG-2 mit VCD-, SVCD- oder
DVD-gemäßer
Auflösung. Audiosignale müssen parallel mit der Soundkarte
des
PC digitalisiert werden. Da die Hardware die MPEG-Encodierung nicht
unterstützt,
ist ein potenter Prozessor nötig, und der PCI-Bus sollte
während
des Capturens mit nichts anderem belästigt werden.
Zur Karte gehört eine IR-Fernbedienung. Deren Empfänger
muss
leider an einen RS232-Port angeschlossen werden. USB wäre
zeitgemäß
und recourchenschonender.
Ich will nicht verschweigen, dass ich massive Probleme hatte,
die Karte in Betrieb zu nehmen. Die Ursache waren Konflikte mit Resten
von Grafikkarten-Treibern (TNT-2 mit vivo) die noch irgendwo im
Windows
versteckt waren, obwohl inzwischen längst eine andere Grafikkarte
eingebaut war. Diese Treiber okkupierten die PCTVSat-Karte
(genaugenommen
den ihnen vertrauten BT787-Chip) bevor die Pinnacle-Treiber eine Chance
bekamen. Letztendlich half nur eine Neuinstallation von Windows.
Grafikkarte mit ViVo-Funktion
Viele Grafikkarten haben heutzutage auch eine ViVo-Funktion, wobei
"Vi" für einen analogen Videoeingang steht. In welchem Format mit
einer solchen Karte Video aufgenommen werden kann, ist
softwareabhängig.
Die Grafikkarten verfügen aber nicht über einen
Hardware-MPEG-Encoder,
so dass ein schneller Prozessor nötig ist. Das Capturen des Sounds
muss parallel über die Soundkarte erfolgen.
Externe Video-Capture-Geräte
Wer seinen Rechner nicht aufschrauben möchte, kommt vielleicht
in Versuchung, eine externe Video-Capture-Box an seinen PC
anzuschließen.
Handelt es sich dabei um eine (bezahlbare) Box mit USB-Anschluss,
dann ist die Enttäuschung vorprogrammiert. USB1.1 hat eine
Datenrate von maximal 12 MBit/s. Da die Boxen keine MPEG-Encoder-Chips
beinhalten, muss das unkomprimierte Video in ganzer Schönheit
durch diesen Flaschenhals gequetscht werden. Das genügt weder
für
DVD- noch für SVCD-Qualität. Die Box digitalisiert in einer
VCD-ähnlichen
Auflösung von nur 3?? x 288 Bildpunkten. Das mag genügen, um
in einer Monitorecke den Nachrichtensender einzublenden, aber nicht zur
Digitalisierung von Video für Archivierungszwecke. Wenn
Geräte
mit USB2 auf dem Markt sind, mag man das neu bewerten.
Es gibt auch externe Boxen mit FireFire-Anschluss, die analoges Video nach DV konvertieren. Die stellen eine sehr gute DV-Video-Quelle für Videoschnittprogramme da und eignen sich hervorragend zur Video-Digitalisierung. Einen Nachteil haben solche Boxen aber: sie kosten mindestens 450 Euro.
Prinzipiell handelt es sich um einen universellen Video/Audio-Digitalisierer mit PCI-Interface. Er besitzt vier analoge Eingänge, zwischen denen umgeschaltet werden kann. Einer dieser Eingänge darf SVHS sein, die anderen sind Composit-Eingänge. Die Version 878A besitzt eine zusätzlichen digitalen Eingang für MPEG-Daten. Den dürfte wohl die PCTV-Sat DVB-Karte nutzen, um ihr MPEG-2-DVB-Signal an den PCI-Bus zu koppeln.
Der BT878 kann zum Capturen auf verschiedene Videoformate
eingestellt
werden. Für westeuropäisches PAL (PAL-BG) kennt er folgende
Auflösungen:
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Interessant sind vor allem die beiden unterstrichenen Auflösungen. Sie entsprechen DVD und etwa VCD-Format.
Diese unterschiedlichen Auflösungen werden wohl noch von den meisten Treibern unterstützt. Der Chip ist aber auch in der Lage, nur einen beliebigen Teilausschnitt eines Bildes auszugeben. So lassen sich z.B. beim Format 360x288 die jeweils linken und rechten 4 Pixel einer jeden Zeile abschneiden, und auf diese Weise ein VCD-formatiges Video erzeugen. Dieses Feature nennt sich Cropping (beschneiden). Man sollte unbedingt versuchen, Video schon in der richtigen Auflösung (je nach zukünftigem Speichermedium) zu capturen. Das erspart sofort PCI-Busbelastung sowie Plattenplatz. Später erspart es Rechenaufwand (wenn man z.B. 360x288 auf 352x288 stauchen will).