Es gibt mehrere Arten von HF-Verbindungsleitungen, mit denen man
      hochfrequente Signale von einem Gerät zum nächsten transportieren
      kann. Im Wesentlichen sind das:
    
        Paralleldrahtleitungen
      Paralleldrahtleitungen bestehen aus zwei Leitern, die durch ein
      Isolationsmaterial auf konstanten Abstand gehalten werden. Im
      Kurzwellenbereich findet man sie z.B. als Speiseleitung für
      Antennen, und ganz früher, als es nur ca. drei Kanäle im Fernsehen
      gab, gelangte das erste Programm auch über eine
      Paralleldrahtleitungen in das Empfangsgerät. Im Gigaherzbereich
      findet man sie praktisch nicht mehr, aber auf Leiterplatten gibt
      es ihre Verwandten als differenzielle Microstrip-Line.
      
    
Hohlleiter
      Hohlleiter sind unangefochtene Spitzenreiter, wenn man entweder
      große Leistungen transportieren möchte, oder die Leitungsverluste
      extrem klein halten will. Da ihre Größe proportional zur
      Wellenlänge ist, werden sie bei weniger als 1 GHz extrem
      unhandlich. Aber ab 2 GHz aufwärts trifft man sie immer häufiger
      an. Die extrem hohen Kosten  und die mechanische
      Unflexibilität machen sie aber für Bastler weitestgehend
      uninteressant. Einiger Nerds, die jenseits von 20 GHz unterwegs
      sind setzen sie aber ein.
    
      Was bleibt, ist das Koaxialkabel:
      
    
An anderer Stelle habe ich schon über
        Kabel geschrieben. Dabei habe ich besonders auf die Impedanz hingewiesen, die ist
      bei hohen Frequenzen von essenzieller Bedeutung. Hochfrequente
      Signale laufen nämlich nur dann schön artig durch Kabel,
      Steckverbinder, Verstärker, Abschwächer ..., wenn all diese
      Bauteile die selbe Impedanz aufweisen. In der Praxis ist das meist
      50 Ohm, in einigen Anwendungen (das sind normalerweise reine
      Empfängeranwendungen) nimmt man auch mal 75 Ohm. (Noch seltener
      sind 30 Ohm für große Leistungen z.B. in Sendern.)
    
Schraubt man einfach ein 75 Ohm Kabel an das Ende eines 50 Ohm
      Kabels, dann wird nicht die gesamte Energie aus dem 50 Ohm Kabel
      in das 75 Ohm Kabel fließen, sondern nur ein Teil. Der Rest wird
      an der Verbindungsstelle reflektiert und läuft dann in
      entgegengesetzter Richtung wieder durch das 50 Ohm Kabel zurück.
      Ja, Hochfrequenz verhält sich schon merkwürdig, man gewöhnt sich
      aber daran:) Je größer der Unterschied zwischen der Impedanz der
      beiden verbundenen Kabel ist, desto weniger Energie tritt in das
      zweite Kabel über, und desto mehr Energie läuft im ersten Kabel
      zurück. 
      Aus diesem Grunde ist es sehr Sinnvoll, sich im Labor auf eine
      einzige Impedanz zu beschränken, und das sollte 50 Ohm sein - der
      Standard in der HF-Messtechnik. 
    
Neben der Impedanz sind weitere wichtige Parameter:
    
 dielektrische Verluste
      Im Koaxialkabel bildet sich zwischen Mittelleiter und Schirm ein
      elektrisches Feld aus, dessen Polarität sich entlang des Kabels
      immer mit jeder halben Wellenlänge ändert, und das nun mit
      Lichtgeschwindigkeit durch das Kabel hastet. Der Zwischenraum
      zwischen Mittelleiter und Schirm muss ja schon aus rein
      mechanischen Gründen gefüllt sein. Normalerweise nimmt man dafür
      ein Dielektrikum aus Plastik. Dummerweise sind da auch immer
      Teilchen enthalten, die elektrische Dipole bilden, und versuchen
      sich entlang der elektrischen Feldlinien auszurichten. Während
      diese Teilchen im Dielektrikum an einem Ort festsitzen, wandern
      die elektrischen Felder vorbei, und weisen weisen dabei immer
      abwechselnde Polarität auf. Läuft ein 1 MHz-Signal durch das
      Kabel, dann versucht dieses Signal jedes Dipolteilchen pro Sekunde
      eine Millionen mal in eine Richtung und danach in die
      entgegengesetzte Richtung zu "gedreht". Das verbraucht Energie,
      die dem Signal verloren geht. 
      Da versteht man sofort zwei Dinge: Mit steigender Frequenz steigen
      auch die dielektrischen Verluste, und die Verluste hängen vom
      verwendeten Material ab.
      In besonders verlustarmen Koaxialkabeln versucht man möglichst
      viel des Dielektrikums durch Luft zu ersetzen. Dazu wird das
      verwendete Plastikmaterial (Polyethylen) aufgeschäumt oder daraus
      die Wände einer hohlen Zellstruktur gebaut. Dafür gibt es dann
      Bezeichnungen wie z.B. "Zell-PE" und diverse Luft und Zellen
      suggerierenden Markennamen. Die geringeren Verluste erkauft man
      sich durch eine verminderte mechanische Stabilität. (z.B.
      Trittfestigkeit) Auch gibt es solche Kabel nicht in sehr dünnen
      (<3 mm) Ausführungen. 
    
      Strahlungsverluste (Leckstrahlung)
      Keine Schirmung ist perfekt, auch nicht das Schirmgeflecht
      eines Koaxialkabels. Deshalb kann ein kleiner Teil des Signals
      dadurch entweichen. Schlimmer ist noch, dass starke, störende
      Signale von Außerhalb durch den Schirm in das Kabel eindringen
      können. Dagegen hilft dichteres Schirmgeflecht, ein zusätzlicher
      Schirm durch Metallfolie, oder gar ein Metallrohr als Schirmung.
      All das erhöht nicht nur die Kosten, sondern macht das Kabel auch
      steifer.
      
    
ohmsche Verluste
      Auch ein Hochfrequenzsignal ist ja ein Wechselstrom. Wenn das
      Koaxialkabel einen Widerstand hat, wird durch den Strom durch
      diesen Widerstand Leistung in Wärme gewandelt, und damit verloren
      gehen. Durch den Skin Effekt ist das für Koaxialkabel durchaus ein
      Thema.
      Bei Gleichstrom oder technischem Wechselstrom mit seiner kleinen
      Frequenz, kann man die Ohmschen Verluste bei großen Strömen
      wirkungsvoll dadurch bekämpfen, dass man einfach dickere Kabel
      nimmt. Ein dickerer Kupferdraht hat normalerweise einen kleineren
      Widerstand als ein dünner Draht. 
      Bei hohen Frequenzen wird aber der der Skin-Effekt wirksam. Das
      magnetische Feld "drückt" die Elektronen aus dem inneren des
      Leiters an seine Oberfläche. Der innere Kern eines dicken Drahtes
      wird dadurch praktisch stromfrei. Es würde keinen Unterschied
      machen, wenn er anstatt aus Kupfer aus Holz wäre. Bei 100 MHz
      findet der gesamte Stromfluss nur noch in den äußeren ca. 10um des
      Drahtes statt, ab 5 GHz ist nur noch ein ca 1um dicke Außenschicht
      des Kupfers am Stromleitvorgang beteiligt. Nur diese Schicht kann
      man bei der Widerstandsberechnung heranziehen, und da sie mit der
      Frequenz immer dünner wird, steigt auch der ohmsche Widerstand
      (und der ohmsche Verlust) mit der Frequenz. 
    
    
Verluste und Leckstrahlung steigen mit der Frequenz an. Das
      begrenzt oft die maximale Frequenz, bis zu der ein Kabel sinnvoll
      einsetzbar ist. Wobei man hier immer die Kabellänge mit
      berücksichtigen muss.
      Jedes der hier erwähnten Kabel verträgt mindestens 30W - in diese
      Leistungsbereiche komme ich nicht mal annähernd. 
    
 Flexibilität ist im Bastellabor sehr wichtig. Deshalb bevorzuge
      ich Kabel der 3-mm-Klasse (Durchmesser 2,5mm ... 3mm) wie das
      RG-316. Ich benutze es auch weit oberhalb seiner spezifizierten 3
      GHz. Dann sind die Verluste etwas höher, aber bei kurzen Kabeln
      geht das auch.
    
    
Es gibt eine ganze Reihe von HF-Kabeln mit 50 Ohm Impedanz, aber
      nur wenige sind wirklich wichtig.
    
 Außer den hier genannten Kabeln gibt es noch einige Typen, die
      auf besonders geringe Verlustleistung optimiert wurden, und
      deshalb gern bei längeren Leitungen verwendet werden. Im
      Bastler-Labor kommt man aber auch ohne diese aus. 
      Kabel für höhere Frequenzen sind ja eigentlich auch nur Kabel, die
      bei diesen höheren Frequenzen noch vertretbare Verluste und
      Leckstrahlungen haben. Geringe Verluste erreicht man durch größere
      Durchmesser und die Wahl spezieller Isoliermaterialien als
      Dielektrikum. Geringe Leckstrahlung durch doppelte Schirmung, oder
      Metallrohren als anstelle von Schirmgeflecht. (alles schon mal
      oben erwähnt)
    
| Typ / Dämpfung pro 1m
              [dB] | 
          100 MHz | 
          1 GHz | 
          2,5 GHz | 
          3 GHz | 
          5 GHz | 
          10 GHz | 
          F max | 
          Signalgeschwindigkeit in %  der Vakuum-Lichtgeschwindigkeit  | 
        
| RG-58 | 
          0,153 | 
          0,555 | 
          / | 
          / | 
          / | 
          / | 
          1 GHz | 
          66% | 
        
| RG-174 | 
          0,276 | 
          1,05 | 
          / | 
          / | 
          / | 
          / | 
          1 GHz | 
          66% | 
        
| RG-316 | 
          0,27 | 
          0,86 | 
          1,39 | 
          1,6 | 
          / | 
          / | 
          3 GHz | 
          69% | 
        
| MRC100XL | 
          0,3 | 
          0,9 | 
          1,5 | 
          1,75 | 
          2,3 | 
          / | 
          5,8 GHz | 
          |
| RG-402 | 
          0,11 | 
          0,37 | 
          0,62 | 
          1,02 | 
          1,53 | 
          20 GHz | 
          69,5% | 
        
      Die Firma AME (https://www.ame-hft.de/) hat auf ihrer Homepage
      eine gute Kabelvergleichstabelle als PDF zum download.
    
Autor: sprut 
      erstellt: 16.02.2019