Test von
          Abschlusswiderständen (Dummy-Loads)
    
    
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      Wie
            testet man ein Dummy Load
          Markenware kaufen
          Network Analyzer
          SWR-Bridge
          Richtkoppler
          Zirkulator
    
    zurück
    
    
    
    Wie testet man eigentlich, ob ein Dummy-Load
        gut funktioniert? 
    
    (alternative Namen: HF-Lasten, Sumpf oder Dummy-Lasten für
      Koaxial-Anschlüsse)
    
    Was bedeutet hier eigentlich "funktionieren"? Das Load sollte in
      einem bestimmten Frequenzbereich möglichst viel der
      hineingelangten Leistung absorbieren - also in Wärme umwandeln!
      Den Rest wird es nämlich wieder zur Signalquelle zurück
      reflektieren, was sehr störend sein kann. 
    
    Und was ist nun "möglichst viel"? Als Minimum verlange ich eine
      Absorption von 99% der eingespeisten Leistung. Das bedeutet, dass
      das reflektierte Signal 20dB kleiner sein muss als das
      hineingelangte Signal. Für kritische Anwendungen wären 99,9%
      Absorption wünschenswert, was 30dB Dämpfung der reflektierten
      Welle entspricht. Bei Frequenzen bis zu 6 GHz sind 20dB für ein
      normales Dummy-Load durchaus erreichbar. Bei deutlich höheren
      Frequenzen muss man Abstriche machen.
    
    Dazu muss sich das Dummy-Load eigentlich nur wie ein
      50-Ohm-Widerstand verhalten. Genau dass fällt ihm aber mit
      zunehmender Frequenz schwer, da sich dann die induktiven und
      kapazitiven Anteile des verwendeten Widerstandes störend bemerkbar
      machen. Ein Dummy-Load ist also keine einfache Konstruktion und
      erfordert spezielle Widerstände und technisches Verständnis in der
      Konstruktion. Damit ist auch klar, dass der Bau eines 20MHz-Loads
      trivial ist (ein marktüblicher Widerstand genügt), die Sache aber
      im Gigaherz-Bereich kompliziert wird. Deshalb war ich gespannt,
      wie sich die auf Ebay von chinesischen Händlern angebotenen
      No-Name-Loads wohl schlagen würden, diese sind nämlich mit 6 GHz
      spezifiziert, was mich etwas verwunderte.
    
    Da die absorbierte Leistung in Wärme gewandelt werden muss, gibt
      es für jedes Dummy-Load natürlich auch eine maximale Last. diese
      wird unter anderem dadurch bestimmt, dass die Wärme durch die
      Oberfläche des Loades und eventuell durch Kühlkörper oder sogar
      durch Flüssigkeitskühlung abgeführt werden muss. Bei 1W ... 2W
      benötigt man normalerweise keine Kühlkörper, und mit dieser
      Größenordnung (und darunter) beschäftige ich mich hier.
    
    
      Wenn man also wissen will, wie gut ein Dummy-Load ist, dann fallen
      mir erst mal 4 Möglichkeiten ein
      - Markenware kaufen und in das Datenblatt schauen
      - Network-Analyzer
      - SWR-Bridge (SWV-Brücke)
      - Richtkoppler
      - Zirkulator
    
    
    
     Markenware kaufen und in das Datenblatt
      schauen
    
    Das ist ein einfacher Weg, um zu garantierten Parametern zu kommen.
    Allerdings steht auch dann in den Datenblättern oft nur die maximale
    Frequenz und die minimale Dämpfung. Man kann mit Recht annehmen,
    dass diese minimale Dämpfung genau bei der maximalen Frequenz gilt,
    und für niedrigere Frequenzen eine höhere Dämpfung erreicht wird.
    Ein detailliertes Diagramm mit der Dämpfung über den gesamten
    zulässigen Frequenzbereich liefern die Hersteller aber oft nicht.
    Ein nachträgliches Ausmessen kann also auch hier nicht schaden.
    Übliche angegebene Dämpfungswerte liegen um die 20dB. (15dB ...
    23dB)
    
    
    Network-Analyzer
    
    Der NA (VNA) ist das ideale Messgerät um
    ein Dämpfungsglied für kleine Leistungen auszumessen. Dazu wird an
    den kalibrierten NA das Dämpfungsglied an "Port1" angeschlossen, und
    mit dem NA der S11 Parameter bestimmt. Man bekommt ein
    aussagekräftiges Diagramm der Dämpfung über den Frequenzbereich, und
    Messfehler kann man nahezu vernachlässigen.
    Das einzige Problem ist der hohe Preis eines NA, der dadurch für
    einen Bastler nahezu unerschwinglich ist.
    
    
      
        
          Diese Abbildung ist das
            Ergebnis der Vermessung eines Billig-Dummy-Loads eines
            chinesischen Ebay-Händlers. Die etwas dickere weiße Linie
            (die dritte von oben) entspricht einer Dämpfung von 0dB. Die
            vertikale Skala ist 10dB pro Kästchen, sie geht also von
            20dB Verstärkung (oben) bis 80dB Dämpfung (unten). 
             
            Die Frequenz geht von etwa 0 Hz (20 MHz) bis 6 GHz mit einer
            Skalierung von 500 MHz pro Kästchen. 
             
            Bei sehr tiefen Frequenzen (nahe DC) erreicht das
            "Dummy-Load" etwa 35dB Dämpfung, bei 200 MHz sind es noch
            20dB, bei 500 MHz sind es nur noch 12dB und bei 6 GHz nahezu
            0dB.  
             
            Dieses China-Gadged ist wohl ein Scherzartikel. Als
            Abschlusswiderstand ist es ab 200 MHz nicht zu gebrauchen.
            Warum das so ist, sieht man hier. 
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          So sieht das Ergebnis eines Markenproduktes
            aus. Bis 3 GHz ist die Dämpfung über 40dB, und dann bis 6
            GHz immer noch besser als 30dB. Da gibt es nix zu meckern. 
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    Der NA  hat den großen Vorteil, dass Signalausgang und
    Leistungsmesseingang am selben Anschluss des NA sind: Port1.
    Bei den anderen Messverfahren (also ohne NA) sind der Signalausgang
    und der Leistungsmesseingang getrennte Anschlüsse, oftmals sogar an
    separate Messgeräten. Beide muss man nun mit einen Anschluss des
    Dummy-Loads verbinden, ohne sie aber untereinander zu verbinden.
    Dafür benötigt man nun eine geeignete "Signalweiche". Das geht
    prinzipiell mit Richtkopplern und Zirkulatoren, aber diese Baugruppen
    sind niemals perfekt, und so schleichen sich Messfehler ein. Beim NA
    treten diese Messfehler zwar intern auch auf, er kann sie aber dank
    bekannter Kalibrierwerte aus dem Messergebnis herausrechnen.
    
    
    
     SWR-Bridge (SWV-Brücke) / Stehwellenmessgerät
      / Richtkoppler
    
    Eine SWR-Bridge (Stehwellenmessgerät) dient normalerweise dazu, zu
    Prüfen wie gut eine Antenne an einen Sender angepasst ist. Diese
    sollte nämlich möglichst viel abstrahlen. Was sie nicht abstrahlt,
    das reflektiert sie zurück zum Sender, und das kann sehr störend
    sein. Eine gewisse Ähnlichkeit im Verhalten der Antenne mit einem
    Dummy-Load ist offensichtlich. Da sollte sich eine SWR-Bridge auch
    dazu eignen, zu bestimmen wie gut ein Dummy-Load funktioniert. In
    der SWR-Bridge sind zwei Richtkoppler, die jeweils einen festen
    Anteil der Wellen jeder der beiden Laufrichtungen auskoppeln. Diese
    werden dann mit zwei Messgeräten (oder einem Kombigerät) gemessen.
    
    Den Job der SWR-Bridge kann also auch ein Richtkoppler übernehmen.
    Normale Richtkoppler haben im Durchgangsrichtung kaum eine Dämpfung
    (1 dB) und der Abzweig hat eine feste Dämpfung (z.B. 10 dB).
    
    Hier nun die Daten des von mir verwendeten Richtkopplers:
    
    
      
        
          - 
           | 
          Name:   
           | 
          MCLI C37-10 | 
        
        
          - 
           | 
          VSWR: | 
          1,25:1 | 
        
        
          - 
           | 
          Frequenz: | 
          0,8 - 2,3 GHz | 
        
        
          - 
           | 
          Coupling: | 
          10 +- 1,25dB | 
        
        
          - 
           | 
          Insertion loss: | 
          1dB max | 
        
        
          - 
           | 
          Directivity: | 
          20dB min | 
        
        
          - 
           | 
          Frequency sensitivity: | 
          0,5dB 
           | 
        
      
    
    
    
    
    
      
        
          So sieht nun das Messergebnis aus, wenn am
            Richtkopplerausgang kein Messobjekt angeschlossen ist.
            Gemessen wird von 900 MHz bis 2,9 GHz und die eingespeiste
            Leistung beträgt -10,1dBm. 
             
            Die horizontale Skala beträgt 200 MHz pro Kästchen (0,9 ...
            2,9 GHz). 
             
            Die vertikale Skala geht von 0dBm am oberen Rand bis -80dBm
            am unteren Rand. Man sieht im gesamten Frequenzbereich ein
            Signal von ca -20 dBm. Dass ist auch logisch. Das
            -10dBm-Signal geht fast verlustfrei (1 dB insertion loss)
            durch den Richtkoppler zum offenen Anschluss (wo später das
            Load zum Test angeschlossen werden wird) wird dort
            vollständig reflektiert und läuft in den Richtkoppler wider
            hinein. Am Messausgang wird dieses zurücklaufende Signal mit
            10dB Dämpfung (das ist der spezifische "Coupling" Wert des
            eingesetzten Richtkopplers) ausgekoppelt und mit den
            Sepktrumanalyzer gemessen. Es sollten dort also etwa -21 dBm
            ankommen. Und genau das sehen wir auch. 
             
            Würde ein perfektes Dummy-Load angeschlossen werden, dann
            würde dieses die gesamte Leistung absorbieren, nichts würde
            zurück-reflektiert werden und nichts wäre zu messen.
            Natürlich gäbe es immer noch das Rauschen des SA, und
            deshalb wäre die Messkurve irgendwo bei -70dBm auf dem
            Display, denn so stark ist das Rauschen in etwa. (bei der
            verwendeten Bandbreite des SA) 
             
            Allerdings ist auch der Richtkoppler nicht perfekt. Er wird
            auch einen Teil der hinlaufenden Welle ohne Umweg direkt zum
            Messausgang hindurchlassen. Laut Datenblatt, ist dieses
            störende Signal um mindestens 20dB bedämpft (Directivity),
            das ergäbe also mit den -10dBm Eingangsleistung und den 10dB
            Ausgangsdämpfung zusammen etwa -40dBm. Die Linie sollte also
            unterhalb von -40dBm verlaufen. Wie tief genau, das wissen
            wir aber nicht, dazu fehlen uns genauere Daten über den
            Richtkoppler. Die 20dB Direktivität sind ja nur der
            Mindestwert, und außerdem ist dieser Wert garantiert
            frequenzabhängig. 
             
            Nun gut. Wir haben alles vorbereitet und uns überlegt, was
            wir erwarten können.  
            Wir sind bereit zur richtigen Messung. 
             
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            Hier sehen wir das Ergebnis einer Messung eines
            Marken-Dummy-Loads mit N-Anschluss (Kathrein K6226 111, max.
            2,5GHz). Gemessen wurde von 900 MHz bis 2,9 GHz (also etwas
            außerhalb der maximalen Frequenz des Loads). In den
            Richtkoppler wurde eine Leistung von -10 dB eingespeist. 
             
            Die zusätzliche Dämpfung beträgt im gesamten Frequenzbereich
            25dB bis 20dB, wobei die höhere Dämpfung in der unteren
            Frequenzhälfte auftritt. Wieviel des gemessenen Signals
            kommt nun vom Dummy-Load und wieviel stammt aus dem
            Richtkoppler? 
             
            Der Hersteller des Loads gibt an: 
            0 – 1,0GHz:  28,3dB 
            1 – 2,0GHz:  23dB 
            2 – 2,5GHz:  20,8dB 
            und diesem Hersteller vertraue ich. 
             
            Mit einem idealen Richtkoppler müsste das Resultat am linken
            Rand des Fotos etwa 5dB tiefer liegen und im restliche Bild
            etwa 2 dB tiefer. Wir sehen also schon die durch den
            Richtkoppler verursachten Störungen. Das Verfahren eignet
            sich also nur, um besonders schlechte Dummy-Loads mit
            weniger als 20dB zu identifizieren. 
             
            Aber genau solche habe ich ja herumliegen :) 
             
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            Hier sehen wir das Ergebnis einer Messung des
            Fake-Dummy-Loads mit N-Anschluss. Gemessen wurde von 900 MHz
            bis 2,9 GHz. In den Richtkoppler wurde eine Leistung von -10
            dB eingespeist. 
             
            Im linken Teil des Display, etwa vom 900 MHz bis 1,5 GHz
            sehen wir eine Dämpfung von ca 10dB und darüber von ca 4 dB.
            Mit dem Networkanalyzer hatte ich in diesem Frequenzbereich
            etwa 8dB bis 3dB gemessen. Die Abweichung der Messmethode
            beträgt also ca 1 ... 2 dB. Das ist gar nicht mal schlecht.
            Dafür ist das Load extrem schlecht. 
             
             
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            Das ist nun das Billig-China-SMA-Dummyload.  
             
            Bis ungefähr 1,5 GHz erreicht es etwa 18dB Dämpfung, danach
            bricht die Dämpfung zusammen. Bei 2.5 GHz sind es keine 10dB
            mehr.  
             
            Das Messverfahren reicht eindeutig aus, um unbrauchbare
            Dummy-Loads zu identifizieren. Bei Dämpfungen von deutlich
            über 20dB ist das Verfahren nicht mehr gut genug, da der
            Richtkoppler zu viel Leistung auf dem Wege zum Dummy-Load in
            den Messausgang übersprechen lässt. 
             
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    Zirkulator
    
    ct-4028
    Isolation:
    18 dB min
    Insertion Loss:
    0.40 dB max
    VSWR:
    1.30 : 1 max
    Load Rating:
    1 Watt std
    
    Der entscheidende Wert ist hier "18dB Isolation". Das bedeutet, dass
    dass Messsignal mit (im ungünstigsten Fall) nur 18dB Dämpfung auch
    zum Leistungsmessgerät gelangt. Deshalb könnten auch Dämpfungen des
    Dummy-Loads nur bis 18dB gemessen werden. Schließlich kann bei
    gemessenen Dämpfungen unterhalb von 18dB nicht unterschieden werden,
    ob das Signal vom Dummy-Load reflektiert wurde, oder ob es direkt
    durch den Zirkulator "geleckt" ist. Es ist aber zu erwarten, dass
    der Zirkulator in vielen oder gar allen Frequenzbereichen besser als
    18 dB isoliert. Dann ließen sich auch höhere Dämpfungen des
    Dummy-Loads bestimmen.
    
    
    
    
    
      
      
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    Autor: sprut 
      erstellt: 16.02.2019